(August 2014)
Wie so oft – spielte das Wetter auch bei der diesjährigen Tour eine wesentliche Rolle. Sturm und Regen verzögerten den Start um eine Woche (!) – Regen, Nebel und tiefhängende Wolken begleiteten den Rückflug.
Dazwischen lagen unvergessliche Flüge über extrem unterschiedliche Landschaften, ein kleines „Kultur“-Programm und viele neue Bekanntschaften.
Aber der Reihe nach: Die diesjährige Reise begann mit einer „Partnersuche“ durch Gespräche mit anderen Piloten an anderen Plätzen oder über die von unserem Mitglied Gerd Robens betriebene und mittlerweile leider eingestellte Internet-Plattform „abschweben.de“.
Interessenten gab es mehrere, am Ende waren wir mit vier Piloten in drei Maschinen unterwegs: Jan mit einer P96 aus Magdeburg (EDBM), Lutz mit einer CT aus Marl (EDLM), Rainer mit einer CT aus Hamm (EDLH) und Werner aus Weilerswist.
Aus den drei Flugzeugen wurde erst nach dem ersten Abschnitt und dem Treffen in Herzogenaurach (EDQH) eine Gruppe. Gemeinsam ging es aus Franken nach Niederbayern, über die Walhalla bei Regensburg und die Drei-Flüsse-Stadt Passau nach Fürstenzell (EDMF).
Hier trafen wir auf Hannes, der bei unserer Ankunft mit laufendem Motor am Rollhalt stand, seine Maschine abstellte und aufs Fliegen verzichtete, um uns zu helfen. Ob Tanken oder Transport nach Passau – unsere Unterstützung hatte für ihn Vorrang.
Um es vorwegzunehmen, diese Erfahrungen wiederholten sich an ALLEN angeflogenen Plätzen. Beispielhaft sei Peter im österreichischen Spitzerberg genannt, der uns in sein Auto packte und uns die slowakische Hauptstadt Bratislava zeigte oder Bekir am Plattensee, der sich schlichtweg um alles kümmerte, was Reisende brauchen oder Stephan in der Puszta, der ohne Zögern sein Auto zum Benzintransporter und später zum „Taxi“ umfunktionierte.
Einige unserer Helfer haben uns auch nach der Landung und dem Festzurren der Maschinen betreut und den Abend mit uns verbracht. Von so viel herzlicher Gastfreundschaft waren wir schlichtweg überwältigt. Bleibt zu hoffen, dass andere Piloten bei der Landung auf unseren Plätzen das gleiche erleben.
Zurück zur Tour, die auch eine kulinarische werden sollte, schließlich hatten wir uns vorgenommen, unterwegs landestypisch zu essen. Folgerichtig stand am ersten Abend Haxe auf dem Plan.
Der nächste Abschnitt führte uns immer an der Donau entlang nach Österreich über Linz, über das Stift Melk, vorbei an Wien nach Spitzerberg (LOAS), der Wiege des österreichischen Segelflugs.
Ein sehr großer Grasplatz mit Unterkünften direkt neben dem Flugzeug und einer gastlichen Restauration erwarteten uns. Palatschinken gehörte hier zum Pflichtprogramm. Der kulturelle Teil – die Besichtigung von Bratislava – fiel wetterbedingt ziemlich kurz aus. Kaum waren wir auf der Burg, zogen schwarze Wolken auf, Blitz und Donner leiteten stundenlange, ergiebige Regenfälle ein – nur zu „ertragen“ mit deftigem Essen, z.B. Wildschweinbraten.
Am nächsten Tag ging es – nach dem der Wind nicht mehr ganz so stramm blies – weiter nach Ungarn, nach Balatonkeresztür (LHBK) direkt am Plattensee. Der Platz liegt sehr nahe am See und ist aus der Luft schon vom nördlichen Ufer auszumachen. Bekir, den wir von seinem Aufenthalt in Weilerswist kennen und Joseph (der „Platzchef“) erwarteten uns und sorgten mit einigem Rangieren dafür, dass die Maschinen Platz in den Hangars fanden.
Am Abend gab es Fisch aus dem See und ungarischen Wein, am nächsten Tag eine Schifffahrt, eine Wanderung auf den Schlossberg (bei der es die Senioren nur bis zum ersten Weinkeller geschafft haben und die Jugend sich gezwungenermaßen der Mehrheit anschliessend musste) und ein abschließendes Bad im warmen Plattensee.
Vor dem Abflug hat Joseph uns dann telefonisch am nächsten Flugplatz angekündigt – hilfreich, weil die ungarische Sprache nicht gerade zu unseren Stärken zählt. Der Flugweg führte zunächst über den gesamten See hinweg, über Budapest mit einer grandiosen Aussicht auf das Parlament und die berühmten Brücken, vorbei an der ungarischen Formel-1-Strecke über die schier endlos scheinende Puszta nach Hajdúszobosló (LHHO).
Die Stadt, am Rande des Hortobágyi-Nationalparks gelegen, ist nicht zuletzt durch ihr großes Thermalbad als „Stadt der Wunderquelle“ bekannt. Das Heilbad ist die größte Kur-Freibadanlage Ungarns und natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, uns in dem heißen, „rostfarbenen“ Wasser zu erholen. Ob es geholfen hat, wissen wir nicht – geschadet hat es jedenfalls nicht. Im Puszta-Nationalpark haben wir uns die Vorführungen der ungarischen Pferdehirten (Czikós) und die dort lebenden Tiere angesehen und zum Abschluss das traditionelle Hirtenessen „Slambuc“ probiert.
Im nächsten Abschnitt flogen wir nordwärts durch die Slowakei über die Ostkarpaten nach Krosno (Krossen, EPKR) in Polen. Ab hier begann das Heimspiel für Lutz, nicht nur dass er fließend polnisch spricht, er war auch schon an diesem und den folgenden Plätzen gewesen und bekannt! In Krosno – für UL-Piloten interessant – werden die EKOLOT-UL hergestellt. Rainer hat es sich nicht nehmen lassen, am Platz Lampen für seinen Landescheinwerfer zu erwerben. Der Einbau vor Ort hätte allerdings zu viel Zeit gekostet und muss nun zuhause erledigt werden.
Krosno war nur als Tankstopp vorgesehen, das nächste „Kulturprogramm“ erwartete uns in Gliwice (Gleiwitz, EPGL). Schon der Weg dorthin war von der jüngeren Historie geprägt und führte vorbei am Vernichtungslager Ausschwitz und der Kathedrale von Papst Johannes Paul II.
In Gliwice fanden wir einmal mehr eine Unterkunft direkt am Flugplatz und beschlossen den Abend mit traditionell eher deftiger Küche. Am nächsten Tag haben wir den zu Beginn des Zweiten Weltkriegs berühmt gewordenen Sender besichtigt. Auch hier außergewöhnliche Gastfreundschaft: Wir haben den Taxifahrer, der uns zum Sender mit dem höchsten Holzturm der Welt (als Antennenträger) gebracht hat, eingeladen am Vortrag teilzunehmen. Im Gegenzug hat er auf Gebühren für Wartezeit oder Rückfahrt verzichtet.
Den Flugplatz Opole (Oppeln, EPKN) haben wir aus Sicherheitsgründen angeflogen. Jan hatte ein Problem mit dem Öldruck (oder nur der Anzeige), das sich nach einiger Zeit der Ruhe und der Abkühlung Gott-sei-Dank als weniger gravierend herausstellte.
Von Gliwice sollte es nach Praha-Letnany (LKLT) gehen. Die Flugplanung war schnell gemacht, den Flugplan aufgeben war auch kein Problem. Der Flug nach Tschechien verlief sehr ruhig, die Fluginformationsdienste beider Länder (Krakau und Posen in Polen und später Prag in Tschechien) hatten unsere Formation ständig im Auge und warnten uns rechtzeitig vor Fallschirmspringern, Segelfliegern und vor Militärischen Kontrollzonen. Die Militärs waren gut drauf und haben uns durch ihre Zonen fliegen lassen.
Ein allgemeines Wort zu Flugplänen: Sie sind eigentlich nur nötig bei grenzüberschreitenden Flügen – die jeweils einheimischen Flieger fliegen bei Inlandsflügen ohne Flugplan. Ungarische und Tschechische Fluginformationsdienste sehen es aber deutlich lieber, wenn man mit Flugplan fliegt.
Zurück zur Tour:
Kurz vor Prag kann dann eine zunächst harmlose klingende Info: „Auf Ihrer Strecke Regenschauer“. Doch diese Schauer entwickelten sich rasch zu einem Problem, sie waren flächendeckend am Ostrand von Prag und konnten nicht umflogen und schon gar nicht durchflogen werden.
Nach einer Kehrtwende sind wir dann zügig (wieder durch die Militärzonen) nach Hradec Králové (Königgrätz, LKHK), einem größeren Verkehrsflughafen geflogen, wo wir das ganze Programm eines kontrollierten Platzes geboten bekamen, vor allem regelgerechten Funkverkehr und natürlich ein „Follow-me“. Nach längerer Diskussion über die Abstellposition hat uns der Regen, der uns aus Prag „gefolgt“ ist, dann doch noch erreicht. Übrigens: an diesem Platz ist die Niederlassung der Firma Ultralight, die u.a. die STING baut.
Eine Pension war schnell gefunden und eine gut besuchte, einfache Dorfkneipe auch. Dass von den vier angebotenen Gerichten schon zwei ausverkauft waren und das Restangebot sehr einfach war, störte an diesem Abend die gute Stimmung wenig.
Am nächsten Tag zunächst ein kleiner Schock: Beim Blick aus dem Fenster war durch den dichten Nebel kaum die andere Straßenseite zu sehen. Nach Flugwetterberatung sollte das aber bis zum Mittag aufreißen – und so kam es dann auch.
Den Weg von Hradec Králové nach Prag kannten wir mittlerweile, doch der Nebel wollte nicht so recht weichen. Die Sichten waren mehr als mäßig und je näher wir an den geplanten Grenzübertritt im Erzgebirge kamen, umso schlimmer wurde es.
Schließlich blieb uns nichts anderes übrig, als einmal mehr einen Ausweichplatz, diesmal Roudnice nad Labem (Raudnitz, LKRO) anzufliegen und dort auf Wetterbesserung zu hoffen. Der Aufenthalt war recht kurzweilig, zum einen, weil dort Models für ein Magazin fotografiert wurden, zum anderen, weil es dort ein recht kurioses Tankverfahren gab. Zur Tankstelle jenseits des Zaunes konnte ein Tor geöffnet werden. Die Flugzeuge wurden dann so rangiert, dass der Zapfsäulenschlauch bis zur Fläche reichte. Nach ein paar Stunden konnten wir zwischen mehreren Regen- und Gewitterzellen hindurch endlich unseren Weg zwischen Elbsandstein- und Erzgebirge nach Deutschland fortsetzen.
War es im Osten noch richtig schön – Jan aus Magdeburg hatte da wohl einen kleinen Vorteil – begleiteten uns tiefhängende Wolken, teilweise heftiger Gegenwind und immer wieder mal nasse Scheiben bis nach Hamm und Marl.
Nach der Landung wurde aus den Schauern lang anhaltender ergiebiger Landregen – aber da saßen wir schon im Trockenen und haben auf die rund 3000km einer schönen und erlebnisreichen Tour angestoßen.
Durch die wirklich überwältigende Hilfsbereitschaft an allen Plätzen und auch durch konsequentes Teilen aller Kosten ist die Tour sehr preiswert geblieben.
Noch ein paar Tipps für Nachahmer:
– Unsere Flugplanung haben wir mit FlyMap, Flightplanner und SkyDemon gemacht.
– Hilfreich waren auch die Seiten http://lis.rlp.cz/vfrmanual und http://ais.pansa.pl
– Außerhalb des Euro-Bereichs und wegen der spontanen Flugplanung von Tag zu Tag ist es manchmal nicht ganz einfach, immer die richtige Menge Bargeld zu haben und genauso schwierig, Forint, Zloty und Kronen vor dem Flug ins nächste Land auch wieder los zu werden. Wir haben das meist an den empfehlenswerten Eisdielen geschafft.