von Kirsten Röder (Kölnische Rundschau)
Bäckermeister Ferdinand Zavelberg fliegt mit 80 Jahren ein Ultraleicht-Flugzeug
WEILERSWIST. Der rüstige Rentner hat ein arbeitsreiches Leben hinter sich. Für Bäckermeister Ferdinand Zavelberg klingelte nicht nur mitten in der Nacht der Weaker, auch eine Sieben-Tage-Woche gehörte zu seinem Alltag. An große Reisen war da nicht zu denken. Jetzt genießt der 80-jährige das Leben – und beschaut sich die Welt von oben aus seinem Ultraleichtflugzeug.
Schon als kleiner Junge habe er vom Fliegen geträumt und sich später als Erwachsener geschworen; „Wenn ich in Rente gehe, schaffe ich mir eine vernünftige Maschine an.“ Bis dahin hatte er allerdings noch keinen Führerschein, erst Umwege brachten ihn dazu. Eigentlich wollte sein Sohn den Motorrad-Führerschein machen und besprach mit seinem Vater die Pläne. „Das ist schön, aber auch gefährlich! Warum willst du nicht fliegen gehen?“, habe der Vater ihn angespornt, mal auf dem Weilerswister Ultraleicht-Flugplatz vorbeizuschauen. Der Sohn war bereits nach dem ersten Schnuppern begeistert und nahm den Vater gleich mit zum Theorie-Unterricht.
Mit 75 Jahren erst in Rente
So wurde Ferdinand Zavelberg mit 60 Jahren zum begeisterten Ultraleichtflieger. Nur wenige Jahre später erfüllte sich der Vater von drei (mittlerweile erwachsenen) Kindern einen großen Wunsch: sein erstes eigenes Ultraleichtflugzeug, und zwar deutlich vor seiner Rente. „ln Rente bin ich dann doch erst mit 75 Jahren gegangen. So geht das manchmal im Leben.“ 700 Flugstunden hat Zavelberg seitdem absolviert.
Sein jetziges Ultraleicht-Flugzeug, das er zusammen mit Werner Karg, dem Vereinsvorsitzenden der Ultraleicht-Fluggruppe „Nordeifel“, anschaffte, kann eine Höchstgeschwindigkeit von 190 Stundenkilometern erreichen. Die Windrose, die sein Flugzeug schmückt, ist gleichzeitig auch sein Programm. Flüge in alle Himmelsrichtungen, besonders gerne an die See oder zu den Alpen, stehen regelmäßig in seinem Logbuch.
Dabei kommt der 80-jährige auch schon mal auf verrückte Ideen. Sein spitzbübisches Lachen, das er gerne und offen zeigt, passt dazu. So ist er „nur“für ein Mittagessen nach Norderney geflogen oder auch schon an Vatertag nach Berlin. Wenn er Zeit hat. bleibt er auch mal über Nacht. An Weihnachten hat der Ultraleichtflieger sogar Kambodscha/Laos besucht – allerdings ist er da nicht selbst mit seiner „Windrose“ hingeflogen, sondern in einer großen Verkehrsmaschine.
Was fasziniert Zavelberg am Fliegen? Die grenzenlose Freiheit über den Wolken? „lch weiß es nicht“, zögert er mit der Antwort, um dann bestimmt zu sagen: „Es ist eher die Tatsache, die Welt von oben beobachten zu können. Das macht Spaß.“ Sein Vertrauen in Flugzeuge ist groß. Auch in fremden Ländern wie Kroatien scheut er es nicht, den Steuerknüppel in die Hand zu nehmen und die Küste abzufliegen. „In Namibia hat die Bürokratie es leider verhindert“, bedauert der 80-Jährige.
Natürlich hat er in seinem Fliegerleben auch schon brenzlige Situationen meistern müssen. Keine Wolken berühren, heißt das Credo der Ultraleichtflieger. Aber auch böiger Wind oder Seitenwind bei der Landung erfordern das ganze Können erfahrener Flieger.
Wenn der rüstige Senior startet, hat er immer zwei GPS-Geräte im Blick, die ihm bei der Orientierung helfen. Trotzdem hat er zusätzlich auch noch sein iPad mit Touch-screen auf dem Schoß liegen. „Dort sind die Daten und Pläne zu den größeren Flugplätzen drin“, verrät der 80-jahrige Weilerswister.
Zu seiner fürs Fliegen wichtigen geistigen Frische kommt, dass er sich mit eiserner Disziplin, aber auch mit viel Spaß körperlich fit hält. Joggen, Radfahren, Fitness-Studio und Tennisspielen gehören zum festen Wochenstundenplan.
Ferdinand Zavelberg ist der älteste aktive Pilot in der Vereinsgeschichte der Ultraleicht-Fluggruppe „Nordeifel“ in Weilerswist. Jetzt haben ihm zahlreiche Mitglieder im Clubheim am Ultraleicht-Flugplatz zum 80. Geburtstag eine riesige Überraschung bereitet. Um sein Engagement für den Verein zu würdigen, haben Vorstand und Ehrenausschuss „ihren Ferdi“ zum Ehrenmitglied ernannt.
Der Vorsitzende Werner Karg würdigte Zavelberg als verdientes Mitglied und lobte seinen langjährigen Einsatz für den Verein. „Ferdi ist einer der Flieger, die an allen Vereinsausflügen teilnehmen und auch sonst dieses schöne Hobby sehr aktiv betreiben.“
Auch heute will der Hobby-Pilot noch vom Grün der Flugbahn starten. Funkkontakt zum Tower hat er schon aufgenommen, der Motor ist warm gelaufen.
Loslassen will er von seinem geliebten Hobby noch lange nicht: „lch hoffe, dass ich mit 90 auch noch fliegen kann. Ob das geht, entscheidet alle zwei Jahre der Fliegerarzt mit einem fliegerärztlichen Tauglichkeitszeugnis. Blutbild, EKG und Lungenvolumen müssen in Ordnung sein,“ erläutert Zavelberg die notwendigen Checks. Nächsten Monat muss er wieder zum Check. Sorgen muss er sich bei seiner momentanen Fitness aber keine machen. Er wird wohl weiter mit seinem Ultraleichtflugzeug die Welt erkunden.