An einem schönen Junitag starten neun „tollkühne“ Männer (Norbert und Ingo, Eschi und Atze, Günter und Georg, Bü und Sebastian sowie Soloflieger Arnold mit Ihren fünf Maschinen in Richtung Zell an See.
Das Wetter ist spitze – kein Wölkchen am Himmel, und der Morgennebel hat sich auch schnell verzogen. Aber erst einmal ruft die Pflicht: Routenplanung! Alle bekommen ihre Flugunterlagen mit Flugkurs, Karte mit eingezeichneter Flugroute und Anflugkarte. Jetzt noch schnell Arnold in die GPS-Technik eingewiesen und es kann losgehen.
Unsere erste Etappe führt uns gen Osten nach Bad Neustadt an der Saale. Knapp 1,5 Stunden werden wir brauchen. Der Flug verläuft zunächst ohne besondere Vorkommnisse. Auch Günter wahrt die Funkdisziplin und fragt nicht: „Wo seid Ihr? Ich bin über dem Haus mit dem roten Dach“.
In Bad Neustadt an der Saale erwartet uns schon ein reich gedeckter Frühstückstisch mit Kaffee und Brötchen. Die Jungs vom dortigen Fliegerclub haben sich richtig ins Zeug gelegt.
Aber fehlt uns nicht noch einer? Richtig – wo ist eigentlich Arnold? War die kurze GPS-Einweisung doch nicht ausreichend? Da kommt ein kurzer Funkspruch von Arnold an den Startleiter von Bad Neustadt. „Finde den Platz nicht!“ Dann reißt der Funkkontakt ab. Langes besorgtes Warten. Dann ist er auf einmal wieder auf dem Äther. Vom Tower wird Arnold per Funk zum Flugplatz gelotst. Was war passiert? Arnold ist kurz vor dem Flugplatz schön auf Kurs gewesen. Allerdings hatte ihm Norbert wohl nicht erklärt, dass wenn er den Platz erreicht hat, sein GPS-Gerät direkt auf den Kurs zum nächsten Etappenziel umschwenkt. Also war er an Bad Neustadt vorbei geflogen und hatte schon Kurs auf Regensburg genommen. Irgendwann kam ihm das aber wohl spanisch vor und er ist umgedreht.
Überhaupt hatte Arnold den schwersten Job. Erstens, der Einzige von uns, der allein in seiner Kiste sitzt – und dann auch noch in einem Zweitakter. Dazu kommt auch noch, dass er kaum Pausen einlegen kann. Alle Achtung!
Nachdem wir uns alle gestärkt haben, geht es in südlicher Richtung weiter nach Regensburg. Auch hier verläuft der Flug ohne Besonderheiten. Allerdings – wo ist der Platz? Laut GPS sind wir schon im Queranflug – doch wo ist die Bahn? Dann beim Eindrehen in den Endanflug kommt die Piste in Sicht – eine schmale Waldschneise zwischen hohen Tannen. Kurz getankt, auf Arnold gewartet und weiter geht’s.
Der letzte Kursabschnitt führt uns mitten über den Chiemsee in die Alpen. Einmal um den wilden Kaiser herum und schon liegt er vor uns, der Zeller See. Pflichtmeldepunkte einhalten und in die stark frequentierte Platzrunde einreihen. Vor uns fliegt ein Motorsegler mit ca. 70 km/h. Deshalb müssen wir den Gegenanflug etwas verlängern.
Unten werden wir schon vom Flugplatzteam Zell am See erwartet. Zimmer und Räder wurden vorher bereits telefonisch geordert. Am Abend geht es dann mit den Rädern in die schöne Altstadt von Zell. Zünftige Gaststätte – leckeres Essen und gutes Weizenbier.
Am nächsten Tag steht eine Radtour auf dem Plan. Wir müssen Günter ein Versprechen abgeben: Wir dürfen keinem erzählen, dass er einen Drahtesel bestiegen hat. Zuhause erzählt er nämlich immer er könnte nicht Radfahren. Ansonsten ist Günter nämlich kein Radsportfan. Es geht einmal um den See.
Die Hartgesottenen von uns gehen auch in den See. Herrlich erfrischend. Allerdings sind für mich die dort geschossenen Fotos der Anlass 10 kg abzuspecken. Abends geht es dann wieder mit dem Rad nach Zell. Da am nächsten Tag unsere Alpenquerung ansteht, verabschiede ich mich rechtzeitig von den Anderen und leg‘ mich schön brav ins Bettchen. Dumm nur, dass die Anderen den Haustürschlüssel vergessen haben. So bleibt ihnen nichts anderes übrig, als über das Garagendach und den Balkon ins Haus zu kommen. Und das mit mehr als 0,5 Promille.
Dann kommt der spannendste Tag. Alpeneinweisung und erster Alpenflug. Das Wetter ist immer noch super. Wenig Wind, blauer Himmel – also Idealbedingungen. Auch hier bekommen wir eine genaue Einweisung von einem heimischen Fluglehrer. Er wird uns in der Maschine von Eschi begleiten und uns über den Alpenhauptkamm führen. Unsere Route führt uns erst einmal in entgegengesetzte Richtung, damit wir genug Zeit haben Höhe zu gewinnen. Dann über das Hochtor am Groß-Glockner vorbei nach Lienz. Schon nach kurzer Zeit sehen wir nur noch die Maschine von Ingo und Günter. Aber über Funk haben wir mit den anderen Kontakt.
Langsam und mühsam gewinnen wir an Höhe. Wir müssen auf 10.000 Fuß. Grandios und wirklich beeindruckend! Man fühlt sich so klein neben den riesigen Bergen. Dann geht es steil bergab nach Lienz. Der Flugplatz liegt etwas außerhalb. Kurze Besprechung der Rückroute. Diesmal geht es durch ein unbewohntes Tal – abseits jeglicher Zivilisation. Wir sollen immer einer Stromleitung folgen. Die würde uns dann auch die Stelle zeigen, wo wir den Alpenkamm überqueren können. Wird das klappen. Sehen wir die Stromleitung?
Also los geht’s. Wir steigen wieder auf über 10.000 Fuß und suchen die besagte Stromleitung. Am Ende des Tales sehen wir schon den Talschluß – nur – wo ist die verdammte Stromleitung? Sind wir schon zu weit und haben die Leitung übersehen? Die Anderen, außer Ingo, sind nicht in Sicht. Da taucht sie auf. Und in der Tat kann man die Leitung auf dem ewigen Schnee nicht übersehen. Erleichtert queren wir den Bergsattel und fliegen über Mittersill zurück nach Zell am See.
Dieser Flug bleibt für alle Teilnehmer ein unvergessliches Erlebnis.
Am nächsten Tag teilt sich das Team auf. Eschi fliegt mit Arnold noch einmal die Vortagesroute in umgekehrter Richtung und die Anderen starten ihre zweite Radtour entlang der Salzach. Kleine Begebenheit am Rande: Bü möchte auf einmal sein Fahrrad mit mir tauschen. Was ich nicht weiß, er hat gerade festgestellt, dass er ein Loch im Schlauch haben muss. Obwohl ich davon noch nichts weiß, lehne ich das Angebot zum Glück dankend ab. So muss er selber sein Fahrrad bis in den nächsten Ort schieben. Zum Glück bedient uns der Fahrradhändler auch noch, obwohl er schon längst Feierabend hat. Als wir weiterfahren wollen, hat Norbert ebenfalls keine Luft mehr im Reifen.
Stattdessen den gleichen Typ Reißnagel wie der Bü. Also wieder herein in den Radladen. Danach haben wir uns eine Abkühlung im nahe gelegenen See verdient. Zurück geht es dann mit der Schmalspurbahn.
Abends starten wir zusammen mit den Mitarbeitern vom Zeller-Flugplatz mit ihrem eigenen Feuerwehrwagen zu unserem Hüttenabend auf die Alm. Bei deftigem Essen und kühlen Getränken erleben wir einen schönen Abend.
Am Morgen des nächsten Tages geht es dann wieder zurück. Unser Rückflug führt uns direkt über München. Letzte Station ist in Bad Dürkheim. Hier ist gerade Flugplatzfest und wir stärken uns an den verschiedenen Ständen.
Eine rundum gelungene Flugtour neigt sich dem Ende zu. Alle schlagen am frühen Abend wohlbehalten an unserem Heimatplatz auf.
Aber wie heißt es so schön: „Nach der Tour ist vor der Tour.“