Im Wonnemonat Mai war es endlich wieder so weit. Ein Tag vor der Abreise trafen sich 19 Reisewillige zur gemeinsamen Tourbesprechung. Unser Reiseleiter und Tourorganisator Sebastian erklärte uns den Streckenverlauf, teilte Anflugkarten aus und wies uns in die Besonderheiten im Anflugverfahren von Zell am See ein; Pflichtmeldepunkte mit den entsprechenden Höhen im An- und Abflug sind unbedingt einzuhalten.
Spätestens wenn man den Flugverkehr in den teilweise engen Alpentälern bei sonnigem Wetter erlebt hat, versteht man warum. Nachdem unser Schulkollege Alex, Dieter und mir endlich auch noch an diesem Abend unser Navigerät näherbringen konnte, musste ich nur noch bis ca. 23:30 Uhr ICAO-Karten drucken. Dies bestätigt mal wieder, dass vorausschauende Planung und Timing für eine gute Reise immer unerlässlich sind.
Nach einer für mich nervösen und unruhigen Nacht ging es dann am Freitag um 8:30 Uhr bei bestem Wetter endlich auf die 22 zum Start los.
Unser erster Streckenabschnitt führte uns zum Flugplatz Walldürn, wo wir unseren leeren Magen am Frühstücksbuffet auffüllen durften.
Bis dahin mussten Dieter und ich allerdings den Waypoint Flugplatz Oppenheim zur Umfliegung der Frankfurter Kontrollzone „abarbeiten“. Die Suche nach der ersten Flugplatzanflugkarte von Oppenheim begann. Zwischenzeitlich versuchte ich, Funkkontakt zum Platz aufzunehmen. Weder die Karte ist aufzufinden gewesen (Verdammt, erste Landung und schon keine Karte zur Hand!!), noch meldete sich jemand am anderen Ende des Funkgerätes.
Nach kurzer Panik unserer erfahrenen Besatzung fiel uns dann doch noch ein, dass dieser Waypoint nur zur Streckenführung diente und die erste planmäßige Landung erst in Walldürn zum gemeinsamen Frühstück eingelegt werden sollte.
Vom Schock des Missgeschickes schnell erholt, führte unser Weg dann weiter Richtung München nach Jesenwang. Tanken und Essen war angesagt, bis es dann über den schönen Ammersee, weiter mitten über München Richtung Rosenheim zu den gigantischen Alpen ging. Einige überquerten das Kaisergebirge, während die Jünglinge der Alpen unter uns die Streckenführung durch die Täler genoss.
Irgendwann lag er dann endlich vor uns in Sicht: Der See! Pflichtmeldepunkte einhalten, Gegenverkehr im Steigflug nur 500 ft. tiefer beobachten, die etwas komplizierte Platzrunde einhalten und landen. Eigentlich ganz einfach, doch in der Nervosität sind keine Anflugfotos möglich gewesen. Die haben wir dann letztendlich einen Tag später doch noch nachgeholt. Alle diese Eindrücke versetzten mich ins Dauergrinsen und machten uns stolz, den ersten großen Schritt unserer erst kurzen Flugkarierre geschafft zu haben. Nette Helfer hangarierten unsere Flugzeuge. Die Fahrräder, welche uns die nächsten Tage ertragen sollten, standen schon bereit. So ging es frohen Mutes und mit den wahnsinnig schönen Eindrücken des ersten Tages zum Hotel, wo wir den Abend gebührend mit ein paar Bierchen und gemeinsamen Essen ausklingen lassen konnten.
A m nächsten Morgen starteten wir nach gemeinsamem Frühstück mit unseren Rädern zum Flugplatz, um uns gegen 10:00 Uhr von Christoph, einem einheimischen Fluglehrer, die fällige Alpeneinweisung eintrichtern zu lassen.
Anschließend ging es eingereiht im Entenmarsch in die Luft, um unser erstes großes Ziel anzufliegen. Die Überquerung des Alpenhauptkammes über das „Hochtor“ stand an. Nach kurzem Anlauf in entgegengesetzter Richtung, um die notwendige Höhe aufbauen zu können, überflogen wir bei tollem Wetter den Pass in 10.000 ft Höhe.
Ich kann meine Adrenalinschübe nur schlecht in Worte fassen. Die Blicke schweifen immer wieder auf die Temperaturanzeigen der Motorinstrumente. Nach der Überquerung und dem nächsten Tal in Sichtweite macht sich erst mal Erleichterung breit.
Der nächste Tag sollte im Zeichen der Ortserkundung mit dem Fahrrad stehen. Sebastian führte die Radelwilligen entlang des Baches abseits der Straßen ca. 30 km durch das Tal. Für den Rückweg mußte dann aber doch die Schmalspurbahn herhalten.
Einige andere nutzten das schöne Wetter zur weiteren Flugtouren aus: Die Hohen Tauern zum höchstgelegenen Flugplatz Österreichs, Mauterndorf, wurden überquert.
Nachmittags trafen wir uns zum gemeinsamen Saunagang um anschließend gut erholt und relaxt zum Hüttenabend aufbrechen zu können. Hannes lenkte das alte und überladene Feuerwehrauto Zielstrebig zur Hütte über Zell hinauf. Dort erwartete uns ein deftiges Essen mit einem Gastgeber der seines Gleichen sucht. Sein uriger und einzigartiger Auftritt bleibt uns sicher gut in Erinnerung. Selbst Norbert kam auf diese Weise noch einmal zu einer vollen Haarpracht.
Leider kam der letzte Tag unserer Reise wie immer schneller als erwartet. Wie an allen Tagen traten wir gemeinsam bei gutem Wetter unsere Heimreise an. Sie führte uns über den Gerlospass, entlang der Krimmler Wasserfälle durch das Zillertal, weiter über den Achensee zur Zugspitze. Die Besucherterrasse erlebte ein sicher nicht allzu häufiges Flugaufkommen in Augenhöhe.
Zur Magenstärkung und Auftanken legten wir eine Pause auf dem Flugplatz Kempten ein. Für den letzten Zwischenstopp mußte Bad Dürkheim herhalten. Nach erneuter Magenfüllung und letztmaligen Tanken ging es dann endgültig Richtung Heimat, wo wir gegen 16:30 Uhr alle heil und gesund nacheinander wieder eintrafen.
Ich fand es nicht unangenehm, einigen Daheimgebliebenen den Mund auf eine weitere Tour dieser Art wässrig zu machen. Für Dieter und mich kann ich nur berichten, dass dies ein unvergessliches Erlebnis in unserer erst kurzen Fliegerkarriere gewesen ist. Für mich persönlich ist an diesem Wochenende ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, den ich mit Sicherheit nicht mehr vergessen werde.
Ich möchte mich und im Namen aller anderen Teilnehmer bei unserem „Reiseleiter“ Sebastian recht herzlich bedanken. Neben einer tollen Organisation der Tour stand er uns immer für dämliche Fragen als „Mutter der Kompanie“ zur Verfügung.
Ich freue mich schon auf die nächste Reise mit unseren Fliegern; vielleicht dann Richtung Norden zum Inselhopping?!
Bis dahin allzeit „Holm- und Rippenbruch“ wünscht Euch
Das Fliegergreenhorn Martin Königshoven