(Von Wolfgang Lintl, Luftsport (DAeC) Ausgabe Juni/Juli)
Selten waren die Rahmenbedingungen so gut wie bei der 26. Deutschen Meisterschaft der Ultraleichtflieger. Die Organisatoren um Wettbewerbsleiter Michael Kania hatten ganze Arbeit geleistet, und sein Team hatte Aufgaben kreiert, die Neueinsteigern im Wettbewerbsgeschäft eine Chance ließen und die erfahrenen Piloten gleichwohl herausforderten. Gelungen auch die Organisation durch die Ultraleicht-Fluggruppe „Nordeifel” auf ihrem Fluggelände Weilerswist, einige Kilometer westlich von Bonn. Am Ende waren alle teilnehmenden 23 Teams zufrieden mit der Veranstaltung – wenn auch nicht unbedingt mit dem eigenen Abschneiden nach sechs Wertungsflügen.
Bei nationalen UL-Meisterschaften geht es – wie auf internationaler Ebene auch – vor allem darum, sicher zu navigieren und präzise zu landen. In beiden Fällen spielen die Besonderheiten von UL-Flugzeugen eine Rolle. Auch wenn es für gestandene Motorflieger eine Horror-Vorstellung ist: Ziellandungen bei UL-Wettbewerben werden mit abgestelltem Triebwerk durchgeführt. Solche „Notlandungen“ sind ohnehin Bestandteil der Ausbildung und auch der Prüfung – und nicht etwa gefährlich. Vielmehr entsprechen sie genau der Situation, der man als Flieger gegebenenfalls einmal ausgesetzt ist. Denn aerodynamisch und psychologisch ist es etwas anderes, ob sich der Propeller im Leerlauf dreht oder ob man nur noch das Rauschen der Luft hört.
Bei den Landeaufgaben gilt es also, sehr genau einzuschätzen, wann in den Endanflug eingedreht werden kann und wann Fahrt und Höhe gegebenenfalls durch Slippen herausgenommen werden können. Denn um die vollen 250 Punkte zu erreichen, muss das Fahrwerk in den ersten fünf Metern des nur 100 Meter langen Decks am Boden sein. Ein paar Zentimeter vor der Linie bedeuten leider 0 Punkte, und besonders die guten Gleiter unter den teilnehmenden Dreiachsern hatten hier die meisten Probleme.
Präzise Navigation war bei den anderen drei Aufgaben gefordert. Aufgabendesigner Ernst Graf hatte sich ein paar Kurse mit Kurvenlinien ausgedacht, denen so präzise wie möglich gefolgt werden musste. Entlang der Wegstrecke befanden sich virtuelle Tore, deren Durchfliegen genau vom mitgeführten Navigationslogger festgehalten wurde. Oder eben auch nicht, denn bei flottem Seitenwind einem Kreisbogen nur mit Kartennavigation zu folgen, ist schon eine Herausforderung. Auswerter Robert Mair bekam manch merkwürdige Linienführung zu sehen, wenn nach dem Flug die Logger ausgelesen wurden.
Nur den vorher eingezeichneten Linien auf der 1:250.000-Karte nachzufliegen, wäre für eine Deutsche Meisterschaft zu einfach. Deshalb mussten die Teilnehmer vorher ausrechnen oder schätzen, mit welcher Geschwindigkeit über Grund sie die einzelnen Streckenabschnitte passieren würden. Erfahrungsgemäß haben bei diesem Aspekt vor allem die Wettbewerbs-Neueinsteiger die größten Schwierigkeiten.
Eine knifflige Herausforderung für die Piloten und ein unterhaltsamer Spaß für die Zuschauer war am Schluss dann noch der Start über ein Hindernis. Neben der richtigen Einschätzung, wie viel Startstrecke die eigene Maschine braucht, um am Ende über ein 1 Meter hoch gespanntes Flatterband zu kommen, kommt es natürlich auch auf Motorleistung und Abfluggewicht an. Nur 8 der 23 teilnehmenden Teams hatten falsch kalkuliert oder keine Chance.
Am Ende der Meisterschaft gab es fast nur strahlende Gesichter: bei den Siegern sowieso, aber auch bei den Neueinsteigern, die bisher vor der Teilnahme an einem Wettbewerb zurückgeschreckt waren. Sie haben die Freundschaft und gegenseitige Hilfsbereitschaft unter den Teilnehmern gespürt und festgestellt, dass die Herausforderungen des Wettbewerbs sie auch in ihrem weiteren fliegerischen Tun voranbringen können. Zur Siegerehrung bei herrlichstem Sonnenschein und umrahmt von sechs hübschen jungen Frauen einer preisgekrönten lokalen Showtanzgruppe händigte Stefan Klett, Präsident des mitgliederstärksten DAeC-Landesverbandes NRW, dann Pokale und Sachpreise aus. Bei dieser Gelegenheit konnte Wettbewerbsleiter Michael Kania berichten, dass die nächste Deutsche Meisterschaft von der UL-Bundeskommission des DAeC und dem DULV in Tannheim ausgerichtet wird.
Ergebnisse 26. Deutsche UI.-Meisterschaft
Dreiachser, doppelsitzig
1. Holger Conrad/Andreas Kaiser,
CH 601, 2.255
2. Gunter Klein/Helga Klein,
FK 9, 2.200
3. Bernd Andree/Ron Leander Eilers,
C 42, 2.192
4. Ingo Mierswa/Anna Maria Jell,
Breezer, 2.030
5. Bernd Peter/Jaqueline Baier,
C 42, 2.004
6. Benjamin Hörburger/Axel Müller,
Skyranger, 1.767
7. Matthias Schröder/Nikolaus von Kummer,
C 42, 1.486
8. Wilfried Radloff/]ürgen Dahms,
CT, 1.264
9. Martin Schloth/Alexander Ritschel,
C 42, 948
Dreiachser einsitzig
1. Ulrich Nübling,
Moskito, 3.222
2. Willi Schröder,
C 22, 1.487
3. Ernst Jöhl,
ULF 2, 1.474
4. Bernhard Hölzemann,
Pioneer 200, 1.430
5. Peter Aringer,
Bristell BR 5, 1.171
Trike doppelsitzig
1. Viktor Wyklicky/Sven Harsch,
Eagle V, 2.888
2. Alfons Feldmaeier/Stephan Wanner,
Enduro XP, 2.792
3. Axel Frey/Sven Fischer,
Eagle 5, 2.473
4. R. Krüger-Sprengel/Leo Krüger-Sprengel,
Tanarg, 1.974
5. Dietmar Haas/ Kristin ]aeger,
Enduro XP, 1.763
Tragschrauber
1. ]ohannes Lemburg/Hans-Wilhelm Friedrich,
MTO Sport, 3.181
2. Herbert Lehner/Anna Lehner,
Brako, 2.784
3. Frank Dahlenberg/Christian Nachtigall,
MTO Sport, 2.022
4. Andreas Riffel/Iürgen Vögel,
Cloud Dancer2, 1.216