„Giro d `Italia“ mit dem UL
Am Freitag nach dem Flugplatz-Wiesenfest haben wir, Rainer und Werner, uns wieder einmal auf den Weg gemacht, um besondere Urlaubsziele mit dem UL zu erreichen. Nach mehreren Auslandsflügen in den letzten Jahren sind wir zu einem eingespielten Team geworden. Die Arbeitsteilung vor der Reise, die Flugvorbereitung klappt genauso wie die im Cockpit, wo einer fliegt und der andere funkt und navigiert.
Nach einem „Badeurlaub“ in Spanien oder einer „Kultur-Tour“ entlang der Loire zum Atlantik war diesmal der Weg das Ziel, dabei haben wir den Ätna auf Sizilien als den im wahrsten Sinne des Wortes herausragenden Wendepunkt gewählt.
Als erste Station haben wir bei wunderbarem Wetter Kempten (EDMK) im Allgäu angeflogen. Dort gehörten Kässpätzle und Zwiebelrostbraten zum kulinarischen Pflichtprogramm.
Gestärkt ging es am nächsten Morgen, natürlich mit Flugplan, weiter quer durch die Alpen via Innsbruck über den Brenner, an Bozen, Trient und dem Gardasee vorbei nach Modena (LIPM).
Der herzliche Empfang mit willkommenem Aqua Minerale und der für Flugplätze mit ICAO-Kennung ungewöhnliche Verzicht auf Landegebühren werden uns lange in Erinnerung bleiben.
Unsere Flugplanung führte uns dann nach Massa Cinquale (LILQ) in der Toskana. Der Platz liegt nahe am Strand, der Anflug wurde so zu einem besonderen Erlebnis.
Ein Erlebnis dort war auch die Zimmersuche und drohte zur ersten Erfahrung mit italienischen Preisen zu werden. Wegen eines Feiertages waren viele Häuser ausgebucht, die wenig freien Plätze nur in der Preisklasse oberhalb 250 Euro/Nacht zu bekommen.
Unzähligen Versuchen des sehr hilfsbereiten Platzpersonals war es zu verdanken, dass wir am Ende doch noch einen erschwinglichen Schlafplatz gefunden haben.
Zusammenfassend kann man sagen: wir haben auf unserem Weg viele freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen. Ob es um Auskünfte, Beratung oder um gemeinsame Fahrten zur Tankstelle im Ort ging, überall fanden wir offene Ohren und helfende Hände.
Und noch ein paar Anmerkungen, die für die gesamte Italienreise galten:
– Ein Flugplan wird nur für die Flüge über die Landesgrenze erwartet, für inneritalienische Flüge ist kein Flugplan erforderlich.
– Mit einem UL mit D-Kennung und Transponder gilt man als „advanced ultralight“ und wird wie ein höherklassiges Flugzeug behandelt; das bedeutet vor allem, dass man nicht in den für italienische UL vorgeschriebenen Höhen um 500 Fuß fliegen muss
– Auf allen Strecken wurden wir von den Fluginformationsdiensten von Padua, Neapel, Rom und Brindisi sicher durch Kontrollzonen geleitet und mit Verkehrsinformationen vorbildlich versorgt.
Weiter ging die Reise entlang der Westseite des Stiefels, überwiegend küstennah über Wasser. Selbstredend, dass Schwimmwesten zu unserer Ausrüstung gehörten. Über Wasser fliegen ist nicht nur ein besonders schönes, optisches Erlebnis, es ist auch wegen der fehlenden Thermik wesentlich angenehmer als der Flug bei Sommerhitze über Land. Als wir die Kontrollzone von Rom auf der Landseite umfliegen mussten, haben wir das deutlich zu spüren bekommen.
Nach unserer Planung haben wir damit gerechnet, dass wir auch Neapel auf dem Landweg umfliegen müssten, wurden aber angenehm überrascht, als uns Napoli-Info die Route entlang der Küste genehmigt hat. Mit Blick auf den Vesuv passierten wir die Amalfi-Küste und Pompeij um schließlich in Salerno (LIRI) zu landen.
Auf diesem Flugplatz machten wir dann die Erfahrung, dass man auf einer Italien-Tour die Verkehrslandeplätze meiden und unbedingt die zahlreichen UL-Plätze anfliegen sollte.
Dabei war die Landegebühr von immerhin 25 Euro noch das kleinere Übel, Avgas zum Preis von 3 Euro pro Liter war da schon schwerer hinzunehmen.
Unser nächster Zielflugplatz Etnavolo – direkt am Fuß des Ätna gelegen – war nicht nur wegen seiner Lage außergewöhnlich. Ein steiler Hügel an der Schwelle zur 21, so nah an der Bahn, dass man unwillkürlich schräg anfliegt, um nicht mit der rechten Fläche anzuecken und auch Kies als Bahnbelag hat man nicht alle Tage.
Die Nähe zu einer wirklich empfehlenswerten Unterkunft (Serra san Biagio), direkt am Platz. war sehr angenehm. Wir mussten unser Gepäck nur rund 150 m schleppen und konnten uns schon kurz nach der Landung im Pool erholen.
Nachdem wir sizilianische Gastfreundschaft und Küche genossen haben, machten wir uns auf den Weg zur Ostseite des Stiefels.
Nach einem kurzen Zwischenstopp auf einem UL-Platz bei Termilo ging es weiter über zahllose Sonnenschirme an den Sandstränden zwischen Cattolica, Riccione, Rimini und Ravenna nach Venedig Lido (LIPV).
Wie an allen Plätzen mit ICAO-Kennung ist die hohe Landegebühr (diesmal 33 Euro) eigentlich undiskutabel. Aber wegen des wunderschönen Anflugs entlang des Lido, seiner Lage in unmittelbarer Nähe zum Ortszentrum und zum Wasserbus-Bahnhof (die schnelle und preiswerte Verbindung zum Markusplatz) ist er eine Ausnahme von der vorher gemachten Empfehlung wert.
Venedig – und Gelati an allen Ecken- haben wir noch bei strahlendem Sonnenschein genießen können.
Die bis dahin planmäßig verlaufene Reise mussten wir wegen einer bevorstehenden Kaltfront abkürzen. Beim Rückflug von Venedig über den Brenner waren wir von Dunst und mäßigen Sichten begleitet, auf dem Weg trafen wir nördlich von Kempten auf erste, noch durchfliegbare Schauer als Vorboten des Wetterumschwunges.
Nach einer Woche rund um Italien sind wir um einige Erfahrungen reicher wieder in Weilerswist gelandet.